ganz flach und hören auf schön zu sein. Das ist noch mehr der Fall,
wenn er weiter unten in das holländische Gebiet eintritt und sich dort
in so viele Arme theilt, daß man kaum ihre Namen behält, ja daß
derjenige, welchem der Namen Rhein bleibt, sich früher im Sande ver-
lor, jetzt durch einen Kanal in das Meer geleitet wird. Freilich geht
die Wassermasse darum nicht verloren, der größeste Arm vereinigt sich
vielmehr mit einem aus Frankreich und Belgien kommenden ansehnlichen
Flusse, der Maas, worauf sie bei Rotterdam ihr Wasser zusammen in
in die Nordsee ergießen.
Kleiner und von kürzerem Lauf ist die Weser, dafür aber auch
nach Ursprung und Mündung ein deutscher Fluß, in dessen Nähe einst
die Römer von den Deutschen geschlagen wurden. Die Weser erhält
ihren Namen erst durch die Vereiniguug der beiden bereits schiffbaren
Flüsse: Fulda und Werra, wovon die erstere auf der Rhön, die Andere
an dem Thüringer Wald entspringt. Sie bringen die Gewässer des
Hessenlandes und Thüringens zusammen, und der durch ihre Vereinigung
bei Münden entstandene Strom drängt sich zwar anfangs noch durch
Gebirge, besonders durch die sogenannte Westphälische Pforte, fließt aber
dann in ebenem Lande an der Stadt Bremen vorbei in die Nordsee.
Nur ein bedeutender Nebenfluß verstärkt die Weser, die langsam fließende
Aller mit den braunschweigischen und hannoverischen Gewässern. An
ihrer Mündung, wo die Weser das Oldenburgische von dem Hannöveri-
schen trennt, erweitert sie sich durch die eindringende See zu einer Art
Meerbusen.
Dieser Mündung nähert sich auch der vierte deutsche Strom, die
Elbe, bis auf wenige Meilen, obgleich die Quelle derselben von den
Weserquellen sehr entfernt liegt. Denn die Elbe entspringt in Böhmen
auf den Hochebenen des Riesengebirgs. Nachdem sie sich nun mit den
sämmtlichen Gewässern des gleich einem Kessel nach der Mitte zu vertief-
ten Königreichs Böhmen verstärkt hat, bricht sie durch das Erzgebirge
in einer engen Schlucht hindurch, doch ohne einen Wasserfall zu machen,
und erreicht das Königreich Sachsen. Hier wird sie zu einem breiten an-
sehnlichen Strome und in der Hauptstadt Sachsens, Dresden, geht eine
berühmte steinerne Brücke darüber. Zwischen hier und Magdeburg erhält
sie mehrere ansehnliche Nebenflüsse, besonders die vom Fichtelgebirg kom-
mende Saaltz. Der Harz ist zu nahe, um bedeutende Gewässer in die
Elbe zu senden, dagegen kommt aus dem ebenen Lande zur Rechten die
schiffbare Havel, welche vermittelst einiger Kanäle auch die Schifffahrt
aus der Elbe in die Oder möglich macht. Weiter unten erweitert sich
die Elbe immer mehr, so daß sie bei Hamburg fast eine Stunde breit
wird. Freilich trägt dazu das Meerwasser viel bei, denn die Fluth
dringt fast 20 Meilen in dem breiten Strom heraus, und macht dadurch
Hamburg zu einem Hafen für kleine Seeschiffe. Die fruchtbaren Ufer der
Niederelbe gehören links zum Königreich Hannover, rechts liegt Mecklen-
burg und Holstein.
Auch die Oder hat ihre Quellen in Östreich, doch nicht weit von
der preußischen Gränze, wo sie auch erst bedeutend wird. Die Provipz
Schlesien ist fast nur als das große Thal der Oder anzusehen. Ihre vie-
len kleinen Flüßchen machen den Hauptstrom wasserreich, so vaß derselbe
in den niedrigern Gegenden häufig Überschwemmungen anrichtet, vor
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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198
gtott hat er die Beweise für die Wahrheit des Christenthums am gründ-
lichsten geführt, in der Mathematik hat er ganz neue Rechnungen erfun-
den, wodurch früher unmöglich scheinende Ausgaben nun bequem gelöst
werden. Zwar hat ein Engländer ihm diesen letzteren Ruhm streitig
machen wollen, aber ohne Grund. Leibnitz war ein Genie ersten Ranges,
denn schon im 15. Jahre war er im Stande die Universität seiner Vater-
stadt Leipzig zu besuchen, und als er im 20. Jahre Doktor werden wollte,
wies man ihn seiner Jugend wegen zurück. Der Jüngling aber beschämte
die ältesten Professoren an Gelehrsamkeit. Dennoch blieb er bescheiden
und ein, treuer Anhänger des Kurfürsten von Hannover, der ihn in seine
Dienste zog. Er blieb bei demselben, obgleich der Kaiser selbst ihn in den
Adelstand erhob, und starb mit völliger geistiger Krast im Jahr 1716,
70 Jahre alt.
Eine nicht mindere Zierde Deutschlands und Hannovers insbesondere
war Wilhelm Herschel, geboren in Hannover, aber frühe nach England
übergesiedelt, welches er auch nicht mehr verließ. Als Musikus wanderte
er aus seiner Vaterstadt, um in dem reicheren England sein Brod zu
suchen, als Astronom hat er dort einen Ruhm in der ganzen Welt er-
langt. Der Drang sich mit den Gestirnen und deren Bewegung bekannt
zu machen, trieb den jungen Musikus an, alle seine Freistunden und alle
seine Baarschaft auf Erlernung der Mathematik zu verwenden, ohne welche
man in der Sternkunde Nichts vermag. Nun fehlte es aber an einem
guten Fernrohre, und zu dem Ankauf eines solchen reichten Herschels Er-
sparnisse bei allem Fleiße nicht hin. Er entschloß sich also selbst ein sol-
ches Instrument zu verfertigen, wobei ihn sein Bruder, ein geschickter
Mechaniker unterstützte. Ja seine Schwester soll ihm ebenfalls an der
Schleifung des großen Spiegels, der die Hauptsache in einem Fernrohre
bildet, geholfen haben. Gewiß ist, daß sie später sehr oft mit ihrem Bru-
der den Himmel beobachtet und das Beobachtete ausgeschrieben hat. Mit
seinem neuen Instrumente entdeckte Herschel zu den 6 bekannten Planeten
einen siebenten, den Uranus. Diese Entdeckung schien dem Könige von
England, der seine Hannoveraner besonders liebte, so wichtig, daß er Her-
schel eine bedeutende Pension verlieh und die Mittel anwies, immer voll-
kommuere Fernröhre zu bauen, und immer gründlichere Untersuchungen
des Himmels anzustellen. Das hat denn Herschel auch treulich ausgeführt.
Die Astronomie ist durch ihn auf eine Stufe der Vollkommenheit geführt
worden, von der unsre Vorfahren Nichts geahnt hatten. Andere und
darunter Herschels Sohn gingen auf der betretenen Bahn weiter. Aber
unserem Deutschland war freilich die Herschelische Familie entfremdet.
23. Die Lüneburger Heide.
Lübeck, 25. August 1845.
Theurer Adolf!
Du nennst meinen Reisebericht höchst unterhaltend und belehrend
(.sehr schmeichelhaft für mich!) und vermissest nur eine Beschreibung
der Lüneburger Heide. Ich säume nicht, Deinem Wunsche gemäß
das Fehlende zu ergänzen. So wisse denn, die berühmte Lüneburger
Heide zieht sich zwischen den Städten Lüneburg und Celle 10 Mei-
len weit hin. Sie ist ein ödes, trauriges Land ohne Anhöhen, ohne
Thäler, ohne Seen, ohne bedeutende Bäche und fast ohne alles Laub-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
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Extrahierte Personennamen: Leibnitz Wilhelm_Herschel Wilhelm August Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Hannover Deutschlands Hannovers Hannover England England England Deutschland Heide Lüneburg Celle
204
sehr wohl und möchten mit anderen Deutschen nicht leicht tau-
schen. Auch die Stadt Oldenburg an einem schiffbaren Nebenflüsse
der Weser ist freundlich und wohlhabend.
29. Wangerog; der Leuchtthurm.
Die Bewohner der zu Oldenburg gehörigen Insel Wangerog in der
Nordsee, welche man für Abkömmlinge der Angeln, eines alten deutschen
Volkes, hält, unterscheiden sich durch Aussprache, Sitten und Lebensart
von den übrigen Oldenburgern. Ihre Zahl beträgt nicht mehr als 250,
und ihre Hauptbeschäftigung besteht in Schifffahrt und Fischerei. Diese
kleine Insel, welche 1 Meile vom festen Lande entfernt liegt und in
neuerer Zeit eine besuchte Seebade-Anstalt enthält, war sonst größer, ist
aber zum Theil von dem Meere weggespült worden, und jetzt nur '1*
Stunde breit und eine Stunde lang. Sie besteht aus Sandboden, der
nur schmächtige Sandpflanzen, doch auch hier und da Gras und Klee
hervorbringt. Dagegen findet man in der Nähe der Insel: Seehunde,
Delphine, verschiedene Arten von Seevögeln und interessante Gewürme,
welche bisweilen die Gestalt von Blumen, oft sogar deren höchste Far-
benpracht haben. Miesmuscheln und Austern dienen zur täglichen Nah-
rung der Bewohner und werden auch in ganzen Ladungen in die Kü-
stenstädte versandt.
An dem Ende der Insel steht ein Leuchthurm, dessen Licht den
Schiffen bei Nacht die Richtung zeigt, und um dieses Licht von dem der
benachbarten Leuchtthürme unterscheiden zu können, hat man bei der Er-
bauung des neuen Thurmes zu Wangerog statt des früheren Steinkoh-
len-Feners Lampenlicht angewandt. Ein Uhrwerk ändert dieses Licht
von Minute zu Minute ab, so daß man die Unterbrechung von ferne
wahrnimmt. Und manches vom Sturm getriebene Schiff hat dieser
sinnreichen Einrichtung feine Rettung vom Untergange zu danken.
30. a. Die Gi'osshei’zogthümer Meklenlmrg und das
Mei'zogtlium Mohsteisn.
Obgleich Alekienburg einen meist fruchtbaren Boden, eine gute
Bewässerung durch Seen und Flüsse und eine sehr günstige Lage
an der Ostsee hat, so ist es doch unter allen deutschen Ländern
am schwächsten bevölkert, denn auf seinen 276 Quadratmeilen woh-
nen nur 620000 Menschen, also nur wenig mehr als 2000 auf einer
Quadratmeile. Die Beschäftigung der Aleklenburger erfordert indes-
sen auch mehr Raum als anderswo, denn sie treiben neben dem
Ackerbau sehr bedeutende Vieh- und insbesondere Pferdezucht; und
zwar nicht blos für ihren eigenen Bedarf, sondern sie verkaufen
jährlich eine Menge Pferde ins Ausland, welche sich durch Grösse,
Stärke und edlen Bau vor andern auszeichnen. Die Hauptstadt des
grösseren Grossherzogthums Schwerin ist an einem ansehnlichen
und klaren See herrlich gelegen, zumal das grossherzogliche Schloss,
welches auf einer Insel im See selbst erbaut ist. Gewöhnlich je-
doch residirt der Grossherzog in der kleinen, aber schönen und re-
gelmässig gebauten Stadt Ludwigslust, welche eigentlich, da sie
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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184
ältesten Zeit, bevor es solche nützliche Anstalten gab, änderte das
Meer gar oft und gewaltig die Gestalt der Küsten, riß hier ganze
Landstriche ab, und setzte dort neue an. Ans früherer Landesgeschichte
weiß man, daß im 13. Jahrhundert die Bucht der Jahde (nicht weit
von Bremen) entstand, indem 7 Kirchspiele zu Grunde gingen. Spàler
zu des Habsburgers Rudolf Zeit wurden 50 Ortschaften an der
Mündung der Ems von der See verschlungen und der Meerbusen
Dollart bedeutend vergrößert. Dem Abreißen des Landes wehrt man
seitdem mit mehr Sorgfalt. Das Ansetzen neuen schlammigen Landes
aber laßt man sich gern gefallen, und wo es tauglich ist, wird es mit
Dämmen eingefaßt, bebaut, und ein Polder genannt. Eine große
Küstenstrecke der Nordsee erfreut sich noch eines natürlichen Schutzes
gegen den zu starken Andrang der Wogen. Eilande nämlich oder
Inseln (friesisch Oog, dänisch Oe) liegen in einer Reihe vor ihr hin,
und brechen die anstürmende Fluth, wenigstens an vielen Orten. An
anderen Stellen haben sich natürliche Dämme von angeschwemmtem
Sande gebildet, welche man Dünen nennt.
Das Innere des ebenen Landes besteht theils aus Sandgegenden,
worunter die größte und bekannteste die Lüneburger Heide, nahe den
Ufern der Aller und nördlich bis gegen die Elbe. Sie besteht aus
Kiefernwald und Heidekraut (dessen zahllose Blüthen eine Lieblings-
nahrung der Bienen sind); aus Geestäckern (d. h. hochliegenden und
mageren Grasplätzen), worauf man Heerden kleiner, schwarzer Schafe
(Heidschnucken) sieht. Dazwischen liegen Dörfer, wenn auch ärmliche,
hie und da an den Bächen umher, und zwar öfters von Eichen,
Ellern, Buchen und Birken umgrünt, und mit Hafer-, Gerste-,
auch wohl Roggen-, Flachs- und Rübenfeldern umgeben. Aus der
Schaf- und noch mehr aus der Bienenzucht wissen die Bewohner
einigen Gewinn zu ziehen. — Zwischen den dürren Sandländern liegen
nun wieder Moore oder Brücher hie und da trübselig umher. Sie
sind spärlich mit kurzem schilfigem Gras und etwa mit Binsen über-
zogen; überall tritt braunes, übel schmeckendes Wasser zu Tag. Eine
Todtenstille ruht auf ihnen, höchstens unterbrochen durch das Geschrei
des Kiebitzes, der dort sein Nest baut, oder durch den klagenden Laut
des einsamen Moorhuhns. Oft erinnern nur die gradlinigen, wider-
lichen Einschnitte der Torfstecher, und die Abzugkanäle, an die. Nähe
der Menschen. Solche Kanäle werden angelegt, um das Moorwasser,
das sich in die benachbarten fruchtbareren Lande ergießen würde, ab-
zuleiten oder auch zur gänzlichen Entsumpfung der Moore. Es ist
schon an manchen Orten geglückt, auf solche Art Weiden, Wiesen
und Felder zu schaffen, wo vorher nur traurige Einöde war. Die
Torfmoore aber muß man erhalten, weil ihre Grasdecke unermeßliche
Schätze an Torf, welcher dort das Brennholz ersetzen muß, gewährt.
Meist ist das Torflager nicht über 10, hie und da aber an 20 Fuß
dick, ja in manchen Mooren hat man die Tiefe nicht ergründen kön-
nen. In Baiern gibt es etwas Ähnliches. Dort heißen aber diese
Sumpfgegenden Moose. Auch diese hat man nutzbar zu machen ge-
sucht. Neben den Geestländern und Mooren befinden sich aber an der
Küste der Nordsee noch Marschen. Die Ufer der untern,Weser be-
gleitet Wiesen- und Ackergrund, anfangs schmal, dann sich links und
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TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
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Siele zu ihrem Lande und voll Ergebenheit gegen ihre Obrigkeit. Be-
triebsamkeit ist ihnen angeboren, und diese beschränkt sich nicht allein auf
den Land- und Gartenbau, sondern sie weiß auch erlaubten Gewinn und
Reichthum zu erzielen. Sie gehören zu den unternehmendsten und ge-
wandtesten Handelsleuten. Zu jedem rechtlichen Betriebe werden sie von
der frühsten Jugend angehalten; zehnjährige Kinder beiderlei Geschlechts
findet man sckon als Verkäufer von mancherlei Gegenständen auf dem
Markte und in den Straßen Hamburgs. Die Weiber und Mädchen find
besonders als gewandte Gemüse-, Blumen- und Obsthändlerinnen bekannt.
Selbst bis Leipzig und Braunschweig ziehen die Vierländer zur Zeit der
Messen mit marinirten (eingemachten) Neunaugen und geräuchertem Lachs
und versorgen die dorttgeil Garküchen mit diesen Leckereien. Überhaupt
treiben sie eine bedeutende Fischerei und wissen mit Rudern und Netzen
gut umzugehen. Ihre Wohnungen zeugen im Innern und Äußern von
der Wohlhabenheit, dem Ordnungs- und Reinlichkeitssinne und dem ori-
ginellen Geschmacke ihrer Bewohner. Durch den buntfarbigen Ölanstrich
des Holzwerks, durch die vielfach angebrachten Sinn- und Sittensprüche,
durch die spicgelhelleu Glasscheiben, durch die mit feinen Obstsorten um-
pflanzten oder mir Weinstöcken umrankten Wände stellen sie sich schon im
Äußern dem Auge freundlich dar, und diesem freundlichen Äußern ent-
spricht auch das Innere, worin überall holländische Reinlichkeit herrscht.
Die mit Holzwerk, zum Theil auch mit buntfarbigen und glasirten hol-
ländischen Fließen (thönernen gebrannten Platten) getäfelten Wände der
Stuben prangen mit frommen Sprüchen, mit Blumen und Thieren, selbst
das hölzerne Hausgerätbe ist häufig reich und nicht ohne Geschmack ver-
ziert. Dieser Sinn für Schnitzwerk, bunte Malerei und Vergoldung
erstreckt sich sogar auf ihre Wägen und Kähne, die man selten ohne ir-
gend eine Verzierung dieser Art sieht. Zur Erhaltung ihrer Eigenthüm-
lichkeiten in ihrer Lebens-, Denk- und Handelsweise trägt viel bei, daß,
sie sich nur unter einander selbst verheirathen. Auf diese Weise sind bei-
tiahe alle unter sich verwandt, und gewisse Eigenheiten werden in den
Familien unverändert fortgepflanzt.
X Tt. a. Das Rünigreich Hannover.
Dies deutsche Königreich, dessen vormalige Kurfürsten den
königlichen Thron von England bestiegen haben, und welches
lange von England aus regiert worden ist, hat jetzt einen eigenen
König, dessen Residenz die Stadt Hannover (mit 32000 Einwoh-
nern) ist. Es ist halb so gross als Baiern, hat aber nicht mehr
Einwohner als Würtemberg oder Sachsen (1760 000). Denn der
grössesie Theil des Landes besteht aus einer wenig fruchtbaren
Sandebene, welche nur in den Flussthälern und nahe an der See
zu fetten Marschländern wird. Dabei wohnen die Einwohner mei-
stens in einzelen Höfen zerstreut, und grosse adelige Güter be-
schränken das Fortkommen des kleinen Ökonomen. Der südliche
abgetrennte Theil mit der berühmten Universitätsstadt Göttingen
ist von dem Harze durchzogen, dessen berühmteste Bergstädte z. B.
Goslar und Klausthal hannoverisch sind. Das eigentliche Hanno-
ver zwischen Elbe, Weser und Nordsee wird von der w’asser-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
Extrahierte Ortsnamen: Hamburgs Leipzig Hannover England England Hannover Sachsen Göttingen Goslar Nordsee
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reichen, aber trägen Aller durchflossen, welche die Leine aufnimmt,
an deren Ufer sowohl die Stadt Hannover als auch das höher lie-
gende Göttingen gelegen ist. Der andere Nebenfluss der Aller, die
Ocker, Hiesst an der Stadt Braunschweig vorbei, worin der Herzog
von Braunschweig seine Residenz hat. Allein diese beiden nahe
verwandten Fürstenhäuser haben ihre in einander laufenden Länder
durch Mauthen abgeschlossen, so dass die Gränzorte hart geplagt
sind. Denn das Königreich Hannover findet es nicht vortheil haft,
dem deutschen Zollvereine beizutreten und öffnet lieber seine Häfen
den Engländern, wodurch es zwar Kaffee und Zucker wohlfeiler
kauft, dagegen aber auch keine Fabriken und keinen selbstständigen
Handel im Lande ausbringt. Doch wird hoffentlich bald einige Ei-
nigung mit dem übrigen Deutschland stattfinden. Zu blühendem
Handel bietet das hannoverische Land gute Gelegenheit, denn die
Mündungen der Elbe und Weser gehören zur Hälfte und die der
Ems ganz zu Hannover und der Hafen von Emden wäre für grosse
Fahrzeuge leicht zugänglich zu machen. Auch hat das Land manche
schöne Ausfuhrartikel. In Ostfriesland, das heisst dem niedrigen
Lande an den Ufern der Ems, gibt es Pferde und Rindvieh von
ausgezeichneter Grösse, und Butter und Käse wird dort in Menge
verkauft. Von dem Harze kommen edle und unedle Metalle, und
auch sonst fehlt es nicht an manchem Segen Gottes. So hat die
Stadt Lüneburg in der Nähe der grossen Sandfläche, welche nach
ihr die Lüneburger Heide genannt wird, eines der besten Salz-
werke in Deutschland, ja vielleicht in Europa. Zum Andenken
daran, dass ein Schwein diese Salzquellen zuerst entdeckt haben
soll, wird dessen getrockneter Schinken noch immer in Lüneburg
aufbewahrt. Auch die Stadt Osnabrück, welche vormals zu
Westphalen gerechnet wurde, gehört jetzt zu Hannover. Sie ist
jedem Deutschen dadurch merkwürdig, dass im Jahre 1648 der
fürchterliche 30jährige Krieg endlich dort und in Münster durch
den sogenannten Westphälischen Frieden beendigt wurde. In ganz
Hannover spricht das Volk plattdeutsch, die Gebildeten aber reden
einen angenehmen und ziemlich reinen Dialekt, so wie überhaupt
die Bildung der höheren Klassen durch die reich ausgestattete
Landesuniversität und gute Gymnasien und höhere Bürgerschulen
auf einer achtungswerthen Stufe steht. Freilich ist Göttingen jetzt
nicht mehr der Mittelpunkt deutscher Gelehrsamkeit, wie zu Ende
des vorigen Jahrhunderts, und von ausländischen Studenten wird
es bei weitem nicht mehr so viel besucht.
\ 22. b. Leibnitz und Herfchei.
Große Männer bedürfen keiner weitläustigen Grabschristen, man
suchet und findet ihre Gräber doch. Auf dem Spaziergange bei Han-
nover steht ein einfacher Stein mit der Inschrift: „Leibnitz's Gebeine."
Bei diesem bleibt jeder Fremdling stehen und gedenkt der Verdienste des
Mannes, welcher unter dem Steine ruht. Denn Wer die Wissenschaften
kennt, der weiß auch, was Leibnitz dafür gethan hat. In der deutschen
Geschichte hat er zuerst die Urkunden gründlich durchforscht, in der Relp
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Leibnitz Leibnitz
Extrahierte Ortsnamen: Hannover Hannover Deutschland Emden Ostfriesland Gottes Lüneburg Deutschland Europa Lüneburg Hannover Hannover